Integration von Muslimen

Integration von Muslimen

Infografik Nr. 035236

Die Debatte über die Integration von Muslimen in westliche Gesellschaften ist allzu oft von Stereotypen, diffusen Ängsten und schlichter Ahnungslosigkeit über die Vielfalt und Komplexität d ...

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Die Debatte über die Integration von Muslimen in westliche Gesellschaften ist allzu oft von Stereotypen, diffusen Ängsten und schlichter Ahnungslosigkeit über die Vielfalt und Komplexität der islamischen Welt geprägt. So werden bei der Klage über die angeblich mangelnde Integrationsbereitschaft von Muslimen häufig Dinge zusammengeworfen, die wenig oder nichts miteinander zu tun haben: Eine im Allgemeinen tiefere Religiosität unter Muslimen wird in die Nähe zum islamistischen Terrorismus gerückt oder gar mit ihm gleichgesetzt; Nachrichten über Ausländerkriminalität werden auf die angeblich gewaltorientierte Kultur des Islam zurückgeführt; negative Erfahrungen mit einzelnen Muslimen werden pauschal auf „die“ Muslime übertragen. Umgekehrt beklagen viele Muslime, wegen ihrer Religion diskriminiert zu werden und unter dem Generalverdacht des Terrorismus zu stehen.

Um die Debatte auf eine tatsachenhaltige Grundlage zu stellen, hat die Bertelsmann-Stiftung in einer repräsentativen Befragung von Muslimen in Europa, darunter auch in Deutschland, den Stand der Integration untersucht. Den theoretischen Rahmen bildet das Konzept der Sozialintegration, das vier Dimensionen der Integration unterscheidet: • Akkulturation oder auch „kognitive“ Integration meint den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, die in der Aufnahmegesellschaft wichtig sind. Unabdingbar ist dabei die Sprache: Wie die Umfrage zeigt, wachsen knapp drei Viertel (73 %) der in Deutschland geborenen Muslime mit Deutsch als erster Sprache auf, bei der Einwanderergeneration sind es naturgemäß weniger (23 %). • Bei der Platzierung (auch „strukturelle“ Integration) geht es um die Einnahme von Positionen in der Gesellschaft, in der Studie u.a. gemessen als Beteiligung am Arbeitsmarkt: Ein Einfluss der Religion war dabei kaum feststellbar, am ehesten noch bei den Frauen. Die Arbeitslosenquoten von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland unterscheiden sich jedenfalls nicht signifikant. Häufige • Interaktion mit Nicht-Muslimen in der Freizeit haben 73 % in der ersten und 84 % in der Nachfolgegeneration. • Stärker noch ist die Identifikation mit Deutschland („emotionale“ Integration): Sie liegt über alle Generationen hinweg bei 96 %.

Erfolgreiche Integration hängt aber nicht nur von der Bereitschaft seitens der Muslime, sondern auch von den Integrationsbedingungen im Aufnahmeland ab. Dazu zählen die Offenheit des Arbeitsmarktes, der Zugang zur Staatsbürgerschaft, religiöse Gleichberechtigung, interkulturelle Öffnung im Schulsystem und nicht zuletzt das gesellschaftliche Klima. Hierbei herrscht in der deutschen Bevölkerung immer noch eine verbreitete Islamskepsis: Knapp ein Fünftel (19 %) hätte Muslime lieber nicht als Nachbarn.

Ausgabe: 10/2017
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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