Ausstieg aus der Atomkraft: Ende einer Ära

Ausstieg aus der Atomkraft: Ende einer Ära

Infografik Nr. 370452

Mit großen Hoffnungen erfolgte Anfang der 1970er Jahre der Einstieg in die kommerzielle Nutzung der Atomenergie in Deutschland. Seit April 2023 ist dieses Kapitel abgeschlossen. Lesen Sie in einem Rückblick, wie sich die Atomstromerzeugung entwickelte und welche Entscheidungen zur endgültigen Abschaltung der Reaktoren führten!

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Kernkraftwerke mit Leichtwasserreaktoren in großen Leistungseinheiten erreichten in den 1960er Jahren den Durchbruch zur technischen und wirtschaftlichen Reife und konnten dadurch zur Stromproduktion eingesetzt werden. In der Bundesrepublik Deutschland wurde erstmals 1961 durch den Versuchsreaktor Kahl bei Aschaffenburg Atomstrom erzeugt. Die kommerzielle Nutzung der Kernenergie begann 1972 mit der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Stade. Bis Ende der 1980er Jahre setzte sich der Aufbau der atomaren Stromerzeugung in der Bundesrepublik fort. Ihren Leistungshöhepunkt erreichte sie 2001, als 19 Kernkraftwerke zusammen 171,3 Mrd Kilowattstunden Strom produzierten und damit 29 % zur Bruttostromerzeugung in Deutschland beitrugen.
Weitergehende Ausbaupläne wurden nicht mehr verwirklicht. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl (1986) und wegen des ungelösten Problems der Endlagerung atomarer Abfälle wären sie nur gegen massiven gesellschaftlichen Widerstand durchsetzbar gewesen. Ende der 1990er Jahre leitete die rot-grüne Bundesregierung einen energiepolitischen Kurswechsel mit dem Ziel des Atomausstiegs ein. Im Juni 2000 verständigten sich Regierung und Kraftwerksbetreiber im sogenannten Atomkonsens über den Restbetrieb der deutschen Kernkraftwerke. Die 2002 im Atomgesetz verankerte Regelung sah eine Befristung der AKW-Laufzeiten auf 32 Jahre vor und legte die Reststrommengen fest, die bis zur Stilllegung noch produziert werden durften (insgesamt 2 623 Mrd kWh).
Im Oktober 2010 beschloss die regierende CDU/CSU/FDP-Koalition jedoch eine Aufstockung der Reststrommengen um rund 1 800 Mrd kWh, gleichbedeutend mit einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten um 8 bis 14 Jahre. Dieser Beschluss hatte indes nur wenige Monate Bestand. Nach dem Reaktorunfall im japanischen AKW Fukushima Daiichi (11.3.2011) erfolgte eine erneute energiepolitische Kehrtwende. Zunächst wurde der Betrieb der AKW vorläufig ausgesetzt. Die am 6.8.2011 in Kraft getretene Atomgesetz-Novelle hob dann die Betriebsgenehmigung für acht Kernkraftwerke auf. Sechs weitere AKW wurden etappenweise bis Ende 2021 heruntergefahren. Die letzten drei AKW (Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2) sollten Ende 2022 vom Netz gehen. Wegen des Kriegs in der Ukraine und der durch ihn ausgelösten Energiekrise wurde die endgültige Abschaltung jedoch auf den 15. April 2023 verschoben. So lange liefen die Kraftwerke noch im Streckbetrieb (d.h. über die normale Nutzungsdauer der Brennelemente hinaus) weiter. Bis zu diesem Zeitpunkt lieferten die deutschen Kernkraftwerke insgesamt rund 5300 Mrd kWh elektrischen Strom.

Ausgabe: 08/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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