Erdgasversorgung in Deutschland

Erdgasversorgung in Deutschland

Infografik Nr. 342152

Erdgas galt lange als Brückentreibstoff der Energiewende, sauberer als Öl und Kohle und angeblich sicher. Dabei ist Deutschland auf Russland als Hauptlieferanten von Gas angewiesen. Wie groß ist die Abhängigkeit? Und welche Alternativen kommen in Frage?

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Im Energiemix der Bundesrepublik Deutschland nimmt Erdgas seit Mitte der 1960er Jahre einen zunehmend wichtigen Platz ein. Neben dem Mineralöl ist es zu einer wichtigen Säule der Energieversorgung geworden. 2021 trug es mehr als ein Viertel (27 %) zum Primärenergieverbrauch in Deutschland bei. Als Übergangstreibstoff wird dem Gas eine Schlüsselrolle in der Energiewende zugeschrieben. Denn im Vergleich zu Erdöl oder gar Kohle stößt Gas wesentlich weniger Kohlendioxid und Feinstaub aus. Zudem galt es lange als sicher verfügbarer Energierohstoff. Das änderte sich schlagartig mit dem russischen Überfall auf die Ukraine Anfang 2022. Nun zeigte sich die ganze Misere der deutschen Abhängigkeit vom Gaslieferanten Russland. Trotz immer lauter werdender Rufe, den russischen Aggressor durch harte Sanktionen gegen seinen Energiesektor abzustrafen, schreckte die Bundesregierung aus Sorge um den eigenen wirtschaftlichen Schaden zurück.

Denn bei der Gasversorgung ist Deutschland ganz wesentlich auf Russland angewiesen. Die inländische Gasförderung ist nahezu bedeutungslos: 2021 machte sie knapp 200 000 Terajoule aus, das waren gerade einmal 3 Prozent des gesamten Erdgasaufkommens (5,4 Mio Terajoule). Der weit überwiegende Teil stammte aus dem Import. Und dabei lag Russland mit Abstand an der Spitze: Nach Angaben von BP entfiel 2020 vom gesamten über Pipelines importierten Gas mehr als die Hälfte (55 %) auf die Russische Föderation. Norwegen folgte mit 31 %, die Niederlande lagen mit 13 % an dritter Stelle. Ein Ausfall des russischen Gases wäre also ein drastischer Einschnitt. Um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, ließe sich auf die 47 unterirdischen Gasspeicher zurückgreifen, hohen Füllstand vorausgesetzt. Sie verfügen über eine Kapazität von 24 Mrd m3, etwa einem Viertel des Jahresverbrauchs. Als längerfristige Alternative käme eine Ausweitung der Erdgasbezüge aus Norwegen und dem Nahen Osten in Frage, ergänzt um eine stärkere Versorgung mit Flüssiggas etwa aus Nigeria, Katar oder den USA. Doch ein solcher Übergang wäre laut Wirtschaftsministerium frühestens bis 2024 verlustfrei möglich.

Innerhalb Deutschlands gelangt das Erdgas über ein fast 500 000 km langes Rohrleitungssystem zu den Endverbrauchern. 2021 belief sich der inländische Erdgasabsatz laut BDEW auf 999 Mrd kWh. Hauptabnehmer waren die Industrie (mit einem Anteil von 37 %) und die privaten Haushalte (31 %). Weitere 13 % entfielen auf Handel, Gewerbe und Dienstleister. Auf die Stromversorgung entfielen 12 %, und 7 % des Erdgases wurden zur Versorgung mit Fernwärme bzw. Fernkälte eingesetzt.

Ausgabe: 05/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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