Die internationale Rolle des Euro

Mit der Einführung des Euro zum 1.1.1999 vollzog sich der größte Umbruch im internationalen Währungsgefüge seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1973. Anfangs war fraglich, ob es dem Euro gelingen würde, an die Rolle seiner Vorgängerwährungen – vor allem der D-Mark – anzuknüpfen und den Status einer internationalen Währung zu erwerben. Die internationale Rolle einer Währung erschließt sich aus ihrer Verwendung durch private und öffentliche Akteure außerhalb des jeweiligen Währungsgebiets. Wie die wiederkehrenden Bestandsaufnahmen der Europäischen Zentralbank zeigen, hat sich der Euro einen guten Namen in der Welt gemacht, ohne jedoch an der Vormachtstellung des US-Dollars rütteln zu können. Zeitweilige Ansehensverluste während der Euro-Schuldenkrise konnte er überwinden.
Für die offizielle Verwendung des Euro ist zunächst seine Funktion als ● Reservewährung von Interesse. Ende 2022 wurden knapp 21 % der von den Notenbanken weltweit gehaltenen Währungsreserven in Euro ausgewiesen; der Dollaranteil lag bei gut 58 %. Bedeutung hat der Euro auch für die ● Wechselkurspolitik zahlreicher Länder. Nach einer Aufstellung der Europäischen Zentralbank haben mehr als 30 Staaten und Gebiete in aller Welt den Kurs ihrer nationalen Währung in irgendeiner Form an den Euro gekoppelt, der damit als Ankerwährung dient. Gesetzliches Zahlungsmittel ist der Euro außer in den 20 Ländern der Eurozone auch in Andorra, im Kosovo, in Montenegro, Monaco, San Marino und im Vatikanstaat.
Die private Verwendung des Euro spiegelt sich in seiner Rolle auf den ● Devisenmärkten. Dort war er im 4. Quartal 2022 zu 38 % an den Transaktionen im CLS-Devisenhandelssystem beteiligt (da immer zwei Währungen gegeneinander getauscht werden, entspricht das Gesamtvolumen 200 %). Bei der Verwendung als ● Handelswährung, d.h. als Bezugswährung für Preisangaben und bei der Fakturierung und Abrechnung im internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr, gilt oft der Dollar als Standard. Die europäische Währung dominiert aber im Handel der Eurozone mit der übrigen Welt. So wickelten die Europäer 2022 rund 59 % ihrer Warenexporte in Länder außerhalb ihres Währungsgebiets in Euro ab. Im internationalen ● Zahlungsverkehr wurden 32 % der Beträge in Euro überwiesen. Euro-Banknoten sind weltweit als sicheres Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel gefragt.
Schließlich bleibt zu fragen, wie der Euro als Anlage- und Emissionswährung auf den internationalen ● Finanzmärkten eingeschätzt wird. Laut EZB belief sich der Anteil des Euro am Bestand internationaler Anleihen und Schuldtitel im 4. Quartal 2022 auf 24 %, der des Dollars auf 59 %.