Arbeitskämpfe international

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Infografik Nr. 631511

Arbeitskämpfe international

Die Häufigkeit von Arbeitskonflikten schwankt von Land zu Land oft ganz beträchtlich. Diese Unterschiede werden häufig pauschal als Ausdruck des sozialen Kl ...

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Arbeitskämpfe international

Die Häufigkeit von Arbeitskonflikten schwankt von Land zu Land oft ganz beträchtlich. Diese Unterschiede werden häufig pauschal als Ausdruck des sozialen Klimas gewertet. Zur Erklärung des unterschiedlichen Arbeitskampfverhaltens genügt dies aber nicht. Vielmehr muss dazu ein ganzes Bündel von Faktoren in Betracht gezogen werden, so vor allem die Organisation der Arbeitsbeziehungen, die bestehenden Regeln zur Austragung und Schlichtung von Arbeitskonflikten, die gewerkschaftlichen Organisationsformen, die nationalen Arbeitskampftraditionen, rechtliche Eingrenzungen (wie Streikverbot und Friedenspflicht) und die jeweiligen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Schon die Bestandsaufnahme der Streikhäufigkeit in den großen Industrieländern stößt indessen auf Schwierigkeiten, weil die Streikstatistik in jedem Land anders geführt wird. In Frankreich etwa bezieht sie sich nur auf die Privatwirtschaft. Auch werden oft nur Arbeitskämpfe ab einer bestimmten Teilnehmerzahl oder einer bestimmten Mindestdauer berücksichtigt. Derartige Unterschiede in der Erfassungsmethode sind bei einer international vergleichenden Betrachtung der Streikhäufigkeit zu berücksichtigen.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte Zahlen zur Streikstatistik für den Zeitraum von 2005 bis 2013. Die Streikhäufigkeit bemisst sich nach der Anzahl der in einem Jahr durch Arbeitskämpfe verloren gegangenen Arbeitstage je 1000 Arbeitnehmer. Dabei fallen Frankreich, Dänemark und Kanada mit mehr als 100 verlorenen Arbeitstagen als Länder mit relativ hoher Streikintensität ins Auge; außerordentlich niedrig ist die Streikhäufigkeit dagegen etwa in den USA, Polen und vor allem in Österreich und der Schweiz. Dort gingen weniger als 10 Arbeitstage durch Streiks und Aussperrungen verloren. Auch in Deutschland wurde vergleichsweise wenig gestreikt: So fielen hierzulande 2005 bis 2013 durchschnittlich 16 Arbeitstage pro Jahr durch Arbeitskämpfe aus.

Weltweit war über Jahrzehnte ein Rückgang des Streikvolumens zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist vor allem auf die abnehmende Bedeutung der Industrie mit ihrer traditionell starken Gewerkschaftsbindung, auf politische Maßnahmen zur Zähmung der Gewerkschaften (wie in Großbritannien), den schwindenden Einfluss ideologisch fixierter Arbeitsorganisationen (wie in Italien und Frankreich) und den wachsenden globalen Wettbewerbsdruck zurückzuführen. Im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der von vielen Regierungen beschlossenen Sparmaßnahmen lässt sich allerdings in einigen europäischen Ländern eine Zunahme von Arbeitskämpfen – hauptsächlich im öffentlichen Dienst – beobachten.

Ausgabe: 05/2015
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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